Bericht zur Rumänienreise, Herbst 2023
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An einem nebeligen Septembermorgen haben wir uns auf den Weg nach Rumänien gemacht.
Nachdem ich durch viele Reiseerzählungen bereits einiges erfahren durfte, freute ich mich nun sehr darauf einmal selbst ein kleiner Teil des humanitären Hilfstransportes nach Rumänien sein zu können. Nach einer 2-tägigen Reise, bei der alle wohl obligatorischen Rastpunkte mitgenommen wurden, erreichten wir Tekendorf.
Im Pflegeheim bei F. und seiner Frau C. haben wir diverse Hilfsgüter wie Rollstühle, Betten, Inkontinenzmaterial und medizinische Versorgungsgegenstände übergeben. Außerdem
wurde vor Ort in Bistritz ein großer Einkauf gemeinsam mit C. gemacht, bei dem gezielt benötigte Lebensmittel und Hauswirtschaftsartikel für das Pflegeheim gekauft werden konnten. Uns wurde mit viel Dankbarkeit und Gas reundscha begegnet. Mich hat es tief beeindruckt, mit welcher Fürsorge und Kraftsich rund um die Uhr um die alten Menschen
gekümmert wird. F. hat uns von neuen Auflagen berichtet, die das Pflegeheim hart treffen. Es stehen Umbaumaßnahmen und neue Anschaffungen an, damit er weiterhin für die alten Menschen sorgen kann. Viele von ihnen würden jedoch ohne dieses Pflegeheim keine Unterkun und Umsorgung haben. Ich bewundere die beiden und das gesamte Team für ihr Durchhaltevermögen.
Außerdem haben wir die Behindertenwerkstatt in Miercurea Ciuc besucht. Hier haben wir neben verschiedensten Hilfsgütern auch eine große Apfelsaftpresse übergeben. Die Freude und der Dank darüber waren groß. Mit der Apfelsaftpresse können wir dazu beitragen, dass mit den behinderten Menschen eine eigene kleine Einnahmequelle aufgebaut werden kann.
Mir wurde hier besonders deutlich wie mit den Hilfsgütern versucht werden soll eine „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu ermöglichen. Bei einem kleinen Rundgang wurde uns gezeigt, dass im letzten halben Jahr das Betreuungsangebot um eine Sprach- und Physiotherapie und ein eigenes Gewächshaus erweitert wurde. Es hat mich beeindruckt mit welchem Ideenreichtum und Engagement die Menschen in der Werkstatt arbeiten. Immer wieder werden neue Ideen entwickelt, um den behinderten Menschen ein kreatives und förderndes Umfeld zu schaffen.
Eine besondere Begegnung war auch die mit Frau S. und ihrer kleinen Familie. Die junge Frau kümmert sich mit viel Empathie und Nächstenliebe um hilfsbedürftige Roma-Familien in der Umgebung.
In Reghin waren wir bei einer evangelischen Kirchgemeinde mit dazugehöriger Sozialstation. Hier habe ich wieder einmal gesehen, dass die Unterstützung wirklich zu 100% hier in Rumänien ankommt und vor Ort stark weiterhilft. Auch hier haben wir ein Pflegebett, Inkontinenzmaterial und medizinische Versorgungsgegenstände übergeben. Und wir konnten gleich noch eine Reparatur übernehmen: in einer alten Lagerhalle haben wir mit viel Einfallsreichtum ein defektes Pflegebett mit dem Magneten einer Handyhülle wieder
funktionsfähig gemacht. Klingt verrückt, war es auch.
Ein besonderes Erlebnis war der Erntedank-Gottesdienst am Sonntag in Ober-Eidisch. Innerhalb von reichlich 2 Stunden wurde in der kleinen, aber vollen Kirche ein wahrlich
festlicher Gottesdienst gefeiert. Das Programm wurde vielfältig mit Chören, Musiziergruppe, Abendmahl, Predigt des Bischofs, Grußworten und Blaskapelle ausgestaltet. Große Teile des Gottesdienstes waren auf Deutsch, sodass man teilweise fast vergessen konnte gerade in Rumänien zu sein. Im Anschluss gab es mit 200 Leuten ein gemeinsames Mittagessen im Kultursaal. Die Kinder- und Jugendtanzgruppen sind aufgetreten. Ich habe an diesem Tag viel von der rumänischen Geschichte und Tradition kennenlernen können. Es war spannend Teil des Gemeindefestes zu sein und mehr über die Kultur der Region zu erfahren.
Vor Beginn der Reise habe ich mir Gedanken gemacht, wie die Verständigung mit Deutsch und Rumänisch funktionieren wird. Ich war überrascht festzustellen wie viele Menschen in Rumänien Deutsch sprechen können. Außerdem habe ich auch gelernt, dass es manchmal nicht wichtig ist, die gleiche Sprache zu sprechen, um sich gut zu verstehen. Ohne ein gesprochenes Wort zu wechseln habe ich mich mit der 10-jährigen Tochter von F. und C. angefreundet. Wir haben auf unsere eigene Art mit Gestik und Mimik kommuniziert. Es gibt mir Hoffnung zu wissen, dass Kommunikation und Beziehung zwischen Menschen über Sprachbarrieren hinweg möglich sind.
Innerhalb meines kurzen Aufenthaltes in Rumänien konnte ich ein Land mit wunderschöner Natur und herzlichen Menschen kennenlernen. Die Gastfreundscha der Leute hat mich
jedes Mal erneut beeindruckt. Egal ob spontan oder geplant, wir wurden immer mit viel Freundlichkeit und offenen Armen eingeladen.
Die Erlebnisse erfüllen mich mit viel Ehrfurcht und Dankbarkeit. Mein großer Dank gilt allen, die diesen Hilfstransport durch Organisation, Gebete, Spenden und Vorbereitungen möglich gemacht haben.
Von Leonora W

